© Jüdisches Museum Frankfurt, Norbert Miguletz

Jüdische Kultur

Museen, Bildungsstätten und mehr

Frankfurt am Main ist ein Herzstück jüdischen Lebens in Deutschland. Seit dem Mittelalter sind die Präsenz und der Einfluss der jüdischen Gemeinschaften in Frankfurt spürbar. Von historischen Stätten wie dem Alten Jüdischen Friedhof und der Westend-Synagoge bis hin zum modernen Jüdischen Museum – die Stadt erzählt Geschichten von Herausforderungen, Errungenschaften und der tiefen Verwurzelung jüdischer Traditionen.

Das heutige jüdische Frankfurt pulsiert mit Leben und Vielfalt. Kulturelle Veranstaltungen, Bildungsangebote und Feste laden ein, die lebendige jüdische Kultur zu entdecken. Diese Begegnungen bieten nicht nur Einblicke in eine reiche Geschichte, sondern fördern auch den Dialog und das Verständnis zwischen den Kulturen.

Eine Erkundung des jüdischen Frankfurts verspricht eine bereichernde Reise in eine Welt voller Tradition, Widerstandsfähigkeit und Kreativität. Lass dich von der Geschichte und Gegenwart des jüdischen Lebens in Frankfurt inspirieren und entdecke die vielschichtigen Facetten dieser einzigartigen Kultur.

Freiherr Mayer Carl von Rothschild, älterer Herr mit Glatze, vollem Backenbart und festlichem Anzug, geschmückt mit Orden, 19. Jahrhundert.
© Jüdisches Museum Frankfurt
Wer ein Haus baut, will bleiben.
Salomon Korn

Bildungsstätte Anne Frank e.V.

Frankfurt am Main

© Bildungsstätte Anne Frank e.V., Felix Schmitt

Frankfurter Jüdinnen und Juden

Eine Auswahl bekannter Persönlichkeiten

Alter Jüdischer Friedhof

Der älteste und noch heute bestehende jüdische Friedhof befindet sich in der Battonnstraße in der Innenstadt. Nur wenige Gräber des ehemals 6.000 Gräber zählenden Friedhofs konnten nach der Zerstörung durch die Nationalsozialisten wieder aufgestellt werden. Hier ist auch Mayer Amschel Rothschild beerdigt, der Gründer des Hauses Rothschild. Lion Feuchtwanger beschreibt in seinem Buch „Jud Süß“ eine Trauerfeier auf diesem alten Frankfurter Judenfriedhof, auf dem die Tochter von Süß beerdigt wird.

Neuer Jüdischer 
Friedhof

Auf dem Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße im Frankfurter Nordend sind zwischen 1828 und 1929 viele Persönlichkeiten der Frankfurter Stadtgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte beerdigt worden. Der Friedhof dokumentiert die Epochen und die Spaltung der Jüdischen Gemeinde Frankfurts. Für die verschiedenen Richtungen jüdischen Glaubens sind getrennte Grabfelder angelegt.

Informationen zum Alten und Neuen Jüdischen Friedhof sowie zu weiteren jüdischen Friedhöfen findest du hier.

Jüdische Gedenkstätten

Denkmäler, Erinnerungsstätten, Gedenkstelen, Stolpersteine

Zwei Stolpersteine für Georg und Susanne Silberstein, von Blumen umgeben, eingebettet im Gehweg.
© #visitfrankfurt, Jessica Jaeckel-Badouin

Über die ganze Stadt verteilt finden sich Orte, die an die Geschichte der Juden in Frankfurt allgemein, aber auch an herausragende Persönlichkeiten erinnern.

Jüdische Gemeinde

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Jüdische Gemeinde im Juli 1945 wieder gegründet.

Das Bild zeigt die Westend-Synagoge in Frankfurt am Main, ein beeindruckendes jüdisches Gotteshaus mit heller Sandsteinfassade, Rundbogenfenstern und roten Ziegeldächern. Die markanten Kuppeln prägen die Silhouette, umgeben von Bäumen und einer niedrigen Steinmauer, bei strahlend blauem Himmel.
© #visitfrankfurt, Holger Ullmann

Die Jüdische Gemeinde in Frankfurt  setzte sich im Juli 1945 aus vielen Überlebenden des Holocaust aus Osteuropa zusammen und hat heute gut 7.000 Mitglieder. Sie ist nach Berlin die zweitgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland. Das Jüdische Museum Frankfurt, das Fritz Bauer Institut zur Erforschung der Wirkungsweise des Holocaust, die bedeutende Judaica-Sammlung in der Stadt- und Universitätsbibliothek sowie die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main sind ein wichtiger Teil jüdischen Lebens und Kultur in der Stadt.

Die Jüdische Gemeinde hat ihren Sitz im Westend. Das Ignatz Bubis-Gemeindezentrum wurde 1986 eröffnet. Es umfasst Kindergärten, die Isaak-Emil-Lichtigfeld-Schule mit Jugendzentrum, Sozialabteilung, Seniorenclub und das koschere Restaurant Sohar. Ein Altenzentrum befindet sich im Stadtteil Bornheim. Sportlich aktiv ist der Frankfurter Sportverein TuS Makkabi und regelmäßig treffen sich die Frauenorganisation WIZO und der Frauenverein.

Westend-Synagoge

Eine kulturhistorische Besonderheit ist die Synagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße, die von 1908-1910 erbaut wurde. Prägnant ist die mächtige Kuppel, die schon von weitem zu sehen ist. Der Giebel an der Eingangsseite zeigt ein Medaillon mit einem Löwen, der unter seiner Tatze ein Schild mit einem Davidstern hält. Der Innenraum ist mit reichen Ornamenten in den Farben Blau und Gelbgold verziert. Der Raum für den Gottesdienst bietet für 1.000 Personen Platz. Daran schließen sich Verwaltungsräume, Wohnungen, ein Gebetsraum und eine Betstube, die auch als Lehrsaal benutzt wird, an.

Sie ist eine der wenigen Gotteshäuser, das nach dem Krieg erhalten blieb, obwohl es größtenteils ausbrannte. Wiederhergestellt wurde die Synagoge 1950 und 1994 restauriert. Somit ist sie nicht nur religiöses Zentrum, sondern auch eine Gedenkstätte.

Jüdische Geschichte

Eine Chronik ab dem 12. Jahrhundert

Eine Mauer mit Tafeln, die die Namen deportierter und ermordeter jüdischer Menschen tragen, jeweils mit Gedenksteinen versehen.
© #visitfrankfurt, Jessica Jaeckel-Badouin

Bereits um 1150 lässt sich eine jüdische Bevölkerung in Frankfurt urkundlich belegen. Ihre unter kaiserlichem Schutz stehende Siedlung lag in unmittelbarer Nähe des heutigen Doms. Doch auch das Privileg Kaiser Friedrichs II. konnte nicht verhindern, dass es 1241 zum ersten Frankfurter Pogrom kam.

Zu den nächsten großen Auseinandersetzungen kam es 1349. Juden wurden für die Pest verantwortlich gemacht. Als der Dom in Brand geriet, wurde das Gerücht verbreitet, dass Juden diesen angezündet hätten, was abermals den Volkszorn entfesselte. Mehr als 200 Juden wurden ermordet.

1462 wurden die Juden gezwungen, in einem Ghetto am damaligen Stadtrand zu wohnen. Dort lebten für die nächsten 350 Jahre rund 2.200 Menschen, zusammengepfercht in etwa 160 Häusern entlang der 330 Meter langen staufischen Stadtmauer. Das Leben der Bewohner wurde durch Verordnungen eingeschränkt.

Zu den bedrohlichsten Auseinandersetzungen kam es im Jahr 1612, als sich der (christliche) Krämer Vincenz Fettmilch gegen die bestehende Ordnung wandte. Die Konflikte zwischen der städtischen Unterschicht, dem von den Patriziern beherrschten Rat und den Juden verstärkten sich und führten dazu, dass Fettmilch und seine Anhänger nicht nur die Ratsmitglieder der Stadt mehrere Tage im Römer einsperrten, sondern auch zur Plünderung der Judengasse aufriefen. Der sogenannte „Fettmilch-Aufstand“ fand erst mit der Hinrichtung des Aufrührers im Jahr 1616 sein Ende.

1796 bombardierten französische Truppen das Ghetto und zerstörten es vollständig. Da sich viele Familien in anderen Teilen der Stadt Unterkünfte suchen mussten, war seit 1796 der Ghettozwang faktisch und seit 1811 auch rechtlich aufgehoben.

1804 wurde das Philanthropin gegründet, eine allgemeinbildende Schule. 1850 gründeten orthodoxe Juden die spätere israelitische Religionsgemeinschaft. Das Bürgerrecht blieb jüdischen Frankfurtern jedoch auch weiter vorenthalten. Erst das Jahr 1864 brachte die volle Gleichstellung. Das ermöglichte es der jüdischen Gemeinde zu wachsen.

1882 wurde die Synagoge am Börneplatz, 1907 die Synagoge in der Friedberger Anlage und 1910 die Westend-Synagoge eingeweiht. Mit ca. 30.000 Mitgliedern war die Jüdische Gemeinde in Frankfurt die zweitgrößte in Deutschland. Bis zum Zweiten Weltkrieg erlebte Frankfurt analog der jüdischen Emanzipation die für Frankfurt bedeutendste Epoche jüdischen Schaffens.

Das Jahr 1933 markierte, wie überall in Deutschland, einen tiefen Einschnitt in dieser Entwicklung. Es kam zum allgemeinen Boykott von Geschäften, deren Inhaber Juden waren. Weitere drastische Demütigungen und Repressalien folgten.

1938 wurden die Synagogen niedergebrannt, Wohnungen, Arztpraxen und Läden geplündert. Mehr als 2.500 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt.

Ab 1941 mussten Juden den gelben Stern tragen. Mehr als 11.000 Frankfurter Juden wurden in Vernichtungs- und Konzentrationslager deportiert, wo sie systematisch ermordet wurden. Einige konnten sich durch Auswanderung retten.

Nach 1945 kehrten nur wenige hundert Juden in ihre zerstörte Heimatstadt zurück. 1950 wurde die Westend-Synagoge wiederaufgebaut. 1986 wurde das Jüdische Gemeindezentrum eröffnet.

Führungen

 zum jüdischen Frankfurt

Bis 1933 hatte Frankfurt nach Berlin die größte Jüdische Gemeinde in Deutschland. Erfahre bei einer zweistündigen Themenführung zu Fuß oder mit dem Bus mehr über ehemalige jüdische Mitbürger, ihren Beitrag zum kulturellen Leben und zur Historie der Stadt.

Bei der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main buchst du zertifizierte Gästeführer*innen zum Thema „Jüdisches Frankfurt“. Diese Tour wird für individuelle Gruppen als Rundgang oder als Rundfahrt angeboten.

Erinnerungsstätte Großmarkthalle

© #visitfrankfurt, Jessica Jaeckel-Badouin

Jüdisches Frankfurt im Bus

© Jüdisches Museum Frankfurt, Norbert Miguletz

Jüdisches Frankfurt zu Fuß

© #visitfrankfurt, Holger Ullmann